Rezension: Einmal quer durch Europa mit Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sabine M. Gruber, 111 Sisi Orte in Europa, die man gesehen haben muss, erschienen im Emons Verlag)

Biographie der Kaiserin Elisabeth
EINMAL QUER DURCH EUROPA MIT SISI
Nicht nur für eingefleischte Sisi-Fans: Auf Spurensuche der legendären Kaiserin begab sich Sabine M. Gruber.
Man kennt von Sabine M. Gruber bereits ihre 111-Orte-Bücher über den Wienerwald, die Wiener Alpen sowie die Musikstätten in und um Wien und weiß, wie akribisch diese recherchiert sind. Und darüber hinaus, wie informativ, dabei unterhaltsam und mit flüssiger Feder verfasst, sodass jedes dieser Bücher nicht nur ein wissenswerter Reiseführer der anderen Art ist, sondern eine leidenschaftliche Lektüre zur Unterhaltung, zur Inspiration, zum Durchlesen genauso wie zum Schmökern.
Für ihr neuestes 111-Orte-Buch hat sich die in Linz geborene und in Klosterneuburg lebende freie Autorin viel Zeit genommen, sie bereiste Europa, durchforstete unermüdlich sämtliche Quellen und fotografierte, und machte daraus mit der ihr typischen Gründlichkeit und sprachlichen Gewandtheit ein wunderbares »biografisches Puzzle«, das gleichzeitig ein geografisches und ein wunderbares Lesebuch geworden ist.
Das Interesse an der österreichischen Kaiserin Elisabeth, Sisi, der Ehefrau Kaiser Franz Josephs, ist bis heute ungebrochen; bereits zu Lebzeiten wurde sie zum Mythos und über keine andere Kaiserin sind so viele Bücher verfasst und Filme gedreht worden. Das vorliegende Buch freilich ist einzigartig. Sabine M. Gruber spürt der Kaiserin, die bereits in jungen Jahren dem Wiener Hof zu entfliehen suchte und sich auf ausgedehnte Reisen begab, nach. Neben bekannten Orten wie Schloss Schönbrunn, der Hermesvilla oder Schloss Possenhofen entführt das Buch an unbekannte Stätten quer durch Europa, von Bayern nach England, Frankreich, Italien, über Korfu, Kroatien und Mallorca zurück nach Österreich und von da in die Schweiz sowie die ehemaligen Kronländer Böhmen, Mähren, Slowakei, Slowenien, Rumänien und Ungarn. Jeder dieser Orte – bereist werden Schlösser, Kirchen, Berge, Aussichtspunkte, Denkmäler, Bahnhöfe, Grabstätten, Wasserfälle, Stifte, Salonwägen, Gärten, Kaffeehäuser und vieles mehr – wird in Beziehung gesetzt mit Sisis Leben, mit Begebenheiten, Anekdoten und historischen Hintergründen, sodass insgesamt ein breiter Bogen durch Sisis Leben gespannt wird, bei dem es weniger um lineare Aneinanderreihung biografischer Fakten geht als darum, ein umfassendes und plastisches Bild dieser vielfältigen, schönen, exzentrischen und geheimnisvollen Frau zu zeichnen. Selbstverständlich werden neben den historischen Ausführungen zu jedem der Orte Adresse, Kurzinformationen, Tipps sowie jeweils ein ganzseitiges Foto, das die Autorin selbst geschossen hat, bereitgestellt. Bei der Lektüre werden auch eingefleischte Sisi-Fans mit Sicherheit noch sehr viel Neues erfahren. Vor allem aber werden sie dazu angeregt, sich selbst auf Spurensuche zu begeben. (Karoline Pilcz, "Bucherbrief", Magazin Buchkultur)

Sabine M. Gruber liest im Museum Gugging: "111 Sisi-Orte in Europa, die man gesehen haben muss". Sonntag, 17.September 2023, 11 Uhr

Wiener Neustadt – Lieblingsziel der US Air Force: 52.000 Bomben zerstören eine Stadt. (Ort Nr. 89 in: Sabine M. Gruber, 111 Orte in den Wiener Alpen, die man gesehen haben muss, erschienen im Emons Verlag)


 

(Ort Nr. 89)

Wiener Neustadt

Die Bombensäule

Zerstörte Hoffnungen  

 

Am 29. September 1946 schlägt Bundespräsident Dr. Karl Renner feierlich einen Nagel in die unscheinbare Säule unter dem Laubenbogen auf dem Hauptplatz. Ein Steinfelder Baumstamm mit Sockel und Gittern aus Überresten zerbombter Häuser. Bürgermeister Rudolf Wehrl hat die Säule errichten lassen, zur Erinnerung an die 52.000 Bomben, die von 1943 bis 1945 überwiegend von Jagdfliegern der amerikanischen Air Force auf ziviles Gebiet abgeworfen wurden. Nur 18 Gebäude haben den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden, und so liegt Wiener Neustadt in der traurigen Liste zerstörter Städte weltweit auf Platz sieben, in Österreich auf Platz eins. Ein Jahr nach Kriegsende ist Wiener Neustadt immer noch ein Trümmerfeld und wird es lange bleiben.

Dabei sind die Erwartungen hoch gewesen, als Generalfeldmarschall Hermann Göring am 28. März 1938 Wiener Neustadt besuchte. Der Reichsminister der Luftfahrt und Reichswirtschaftsminister versprach: Arbeit für alle! Und die Bevölkerung jubelte ihm zu. Kein Wunder, waren doch mehr als die Hälfte der Erwerbsfähigen seit Jahren ohne Arbeit, viele davon ausgesteuert, ohne staatliche Unterstützung. Ohne Hoffnung. Nun aber ging es, so gaukelten es reichsdeutsche Propagandafilme den Wiener Neustädtern vor, steil bergauf. Wie Phönix aus der Asche erhob sich die nach dem Ersten Weltkrieg darniederliegende Rüstungsindustrie, auf den Flügeln des Nationalsozialismus. Schon im Mai nahm die Flugzeugfabrik ihren Betrieb wieder auf. Als „Wiener Neustädter Flugzeugwerke“ avancierte sie zum wichtigsten Standort der Produktion von Jagdflugzeugen im Deutschen Reich, vor allem durch die „Messerschmitt 109“. Diesem Umstand verdankte man den kurzen großen Aufschwung – und das lange große Elend. Ab 1943 erkoren die Alliierten Streitkräfte die mittelalterliche Stadt im Steinfeld zu ihrer Lieblingszielscheibe und bombardierten sie insgesamt neunundzwanzigmal.

Die seit 1946 in die Säule eingeschlagen Nägel symbolisieren die Bomben ebenso wie die Opfer und den mühsamen, bis heute andauernden Wiederaufbau einer fast völlig zerstörten Stadt. Und eine Hoffnung: Mögen sich die Menschen nie wieder zu etwas breitschlagen lassen, das am Ende niemand gewollt haben wird.

 

Rezension: Sabine M. Gruber, 111 Orte in den Wiener Alpen, die man gesehen haben muss

Natürlich haben wir den Schneeberg oder die Rax erwandert, auch das Wechselgebiet ist uns nicht fremd. Den Semmering haben wir zuerst mit der berühmten Bahn erobert und oben dann die Waden brav angestrengt.

Wiener Neustadt, die „Allzeit Getreue“, Burg Seebenstein und der Türkensturz, Orte und Ausflugsziele, die uns nicht fremd sind.

Wir kennen uns also in der Gegend ganz gut aus und doch gibt es da versteckte Kleinode, die abseits von den „Trampelpfaden“ liegen und die es noch zu entdecken gibt.

Und genau da setzt der Reiseführer „111 Orte in den Wiener Alpen, die man gesehen haben muss“ an.
Mit viel Liebe zum Detail werden verwunschene Schlösser oder Kirchen vorgestellt, kleine Naturwunder warten darauf, endlich wahr genommen zu werden, auch so manche Kuriosität findet sich im Buch.

Keine trockene Reiselektüre, da es genug Geschichten und Gschichterl rund um die vorgestellten Orte gibt, die die Autorin geschickt mit der jeweiligen Sehenswürdigkeit verknüpft."

(Veronika Holzinger, sempre-vita.com)

Sabine M. Gruber liest im "Fokus" Sierning – 4. Juli 2023, 19.30 Uhr

111 Sisi-Orte in Europa, die man gesehen haben muss